Therapiebegleithund

Hunde alleine stellen noch keine Therapie dar. Sie fungieren in der tiergestützten Therapie als ideale Begleiter. Daher kommt auch der Begriff „Therapiebegleithund“. Der Begriff „Therapie“ kann ebenso irreführend sein. In den meisten Fällen beinhaltet er sowohl therapeutische, als auch pädagogische, psychologische, sozialintegrative oder andere betreuende, begleitende oder beratende Maßnahmen. Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation gehören z.B. auch zum Aufgabengebiet des Therapiebegleithunde-Teams. Sie können Menschen mit kognitiven, sozial Emotionalen und motorischen Einschränkungen und Verhaltensstörungen begleiten. Dies alles fasst man unter dem Begriff tiergestützte Intervention zusammen. Die Hundehalterin oder der Hundehalter setzt ihren oder seinen Therapiebegleithund also für die tiergestützte Intervention in verschiedenen Bereichen ein.

Ein Therapiebegleithund arbeitet mit seiner Halterin oder mit seinem Halter nur für eine kurze, dafür intensive, Zeit bis zu zweimal die Woche mit einem Menschen oder mit einer Kleingruppe. In seiner Freizeit ist er ein ganz normaler Hund.

Ausbildung

Im Hundetraining sollten Sie sich für eine Hundeschule entscheiden, die ihren Schwerpunkt auf die Umweltsicherheit der Hunde legt.
Die meisten Ausbildungsstätten für Therapiebegleithunde bieten diese Kurse an. Es macht also Sinn, sich gleich dorthin zu orientieren. Auf einem bröckelnden Fundament steht kein Haus! Die Basis für die Alltagssicherheit des Hundes und ein harmonisches Zusammenleben sollten bereits vorhanden sein, bevor der Hund das erste Mal überprüft wird.

Die erste Überprüfung findet mit frühestens 12 Monaten statt. Hierbei geht es um die Eignung von Menschen und Hund zur konkreten Ausbildung zum Therapiebegleithunde-Team. Ist das Team geeignet, dauert die Ausbildung ca. ein Jahr. Der Mensch lernt die Grundlagen des Ausdrucks- und Lernverhaltens, des Stress- und Gesundheitsmanagements des Hundes, der tiergestützten Intervention und die rechtlichen Grundlagen. Er lernt, was tiergestützte Intervention bedeutet, er lernt Therapieziele zu definieren, zu dokumentieren und die Einsätze samt Vor- und Nachbereitungen zu planen. Alle Zweibeiner müssen eine gewisse Anzahl von Beobachtungseinsätzen machen. D. h. sie gehen mit ausgebildeten Teams mit und beobachten die Sitzungen, um Ideen für die eigene Praxis zu sammeln. Darauf aufbauend folgt eine intensive Praxiszeit mit der Festigung der Alltagssicherheit und Grundlagen der tiergestützten Maßnahmen. Im Anschluss werden die Einsätze in Rollenspielen geübt und danach geht es in den assistierten Einsatz in verschiedene Bereiche. Die assistierten Einsätze sind in Österreich gesetzlich für die Ausbildung vorgeschrieben. Es müssen „Mindestens 8 Assistenzeinsätze in den letzten 6 Monaten vor Prüfantritt in mind. 2 verschiedenen Institutionen mit mind. 2 verschiedenen Einsatzgebieten…“ nachgewiesen werden.

Der Hund wird veterinärmedizinisch auf Eignung untersucht und darf anschließend zur 2. Überprüfung antreten. Da in Österreich die Therapiebegleithunde, deren Ausbildung, Überprüfungen und Einsätze durch das Bundesbehindertengesetz geregelt sind, werden die Teams von Sachverständigen gemäß der Richtlinien des Sozialministeriums geprüft und offiziell gelistet. Diese bestandene Prüfung befähigt das Team, selbständig in den Einsatz zu gehen. Insgesamt dauert die Grundausbildung also mindestens 24 Monate. Zur Aufrechterhaltung des Zertifikates und damit der Einsatzfähigkeit muss jedes Team jährlich zur Nachkontrolle durch die Sachverständigen geprüft werden. Dies ist eine wichtige Maßnahme, die eine veterinärmedizinische und Verhaltensüberprüfung beinhaltet.

„Solche Richtlinien gibt es in Deutschland weder für die tiergestützte Therapie, noch für den Assistenzhundebereich, da Deutschland noch keine gesetzlichen Grundlagen geschaffen hat.“

Es gibt einige Institutionen, die sich der Ausbildung von Hunden für die tiergestützte Therapie verschrieben haben, aber auch hier gibt es keine einheitlichen Ausbildungsrichtlinien. Wenn man als Hundehalter mit seinem Hund im Bereich der tiergestützten Therapie tätig sein möchte, wäre eine geeignete berufliche Vorqualifikation des Hundehalters im Bereich Sozialpädagogik, Pädagogik, Physiotherapie, Psychologie, Medizin und den Randgebieten sehr sinnvoll, da ja in erster Linie der Kontakt zum Menschen optimal ablaufen soll und zusätzlich die Fähigkeiten des Hundes geschult werden sollen. Ein Hundehalter, der erst noch grundlegende Kenntnisse im Umgang mit en Menschengruppen, für die tiergestützte Therapie infrage kommt, erlernen muss und zusätzlich sein Hundetraining auf diese Arbeit abstimmen und erlernen möchte, ist mit dieser Aufgabe sicher meist überfordert.

Interessenten sollten sich unbedingt nach den Qualifikationen der Ausbilder für die Therapiehunde erkundigen, denn dort gibt es meist auch nur Hundetrainer, die keinerlei weitere Vor- oder Weiterbildung im Bereich der tiergestützten Therapie haben und auch manchmal nur fragwürdige Fähigkeiten als Hundetrainer. Auch die Ausbildungsansätze für Hunde in der Arbeit tiergestützter Therapie sind häufig suboptimal. Selbst die Vorlage der Sachkunde nach §11 TschG für Hundetrainer gibt aufgrund der sehr unterschiedlichen Regelungen keine Garantie für einen gut ausgebildeten Trainer. Eine umfangreiche und kritische Recherche ist also in Deutschland sehr sinnvoll.

Einsatzbereiche

Mit dem Kinderpsychotherapeuten Boris M. Levinson begann in den 1960er Jahren die Entwicklung der tiergestützten Therapie. Er entdeckte, dass er mithilfe seines Hundes Zugang zu Kindern bekam, die er sonst nicht erreichte. Sie wurden durch die Anwesenheit seines Hundes ansprechbar. Im psychologischen, psychiatrischen Umfeld ist der Einsatz von Hunden bereits etabliert. Alleine die Anwesenheit reicht oft schon aus, damit die Therapeutin oder der Therapeut einen Zugang zum Patienten findet.

Aus in der Pädagogik sind Hunde wunderbare Helfer. Vom Kindergarten bis zur mittleren Reife werden sie sehr gerne für spezielle pädagogische, sozialintegrative Maßnahmen, zur Bewegungsförderung u.v.m. eingesetzt. Hunde können unterstützen, ein stressfreies Umfeld und damit eine gute Umgebung zum Lernen zu schaffen. Sie können in fast jede Form der Sozialarbeit integriert werden. Da sie zur Bewegung motivieren, können sie auch sehr gut zur Gesundheitsprävention eingesetzt werden. Und selbstverständlich sind Therapiebegleithunde aktive und lebendige Helfer, um Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, das Thema Tierschutz näherzubringen.

Die Naturpädagogik beginnt mit der immer stärkeren Urbanisierung eine größere Rolle einzunehmen. Der Hund wird gerne als Bindeglied zur Natur genutzt. Vor allem Kinder finden so einen leichten Zugang zu diesen Themen.

In einigen Formen der manuellen Therapie, Physio- und Ergotherapie etc. kann der Hund zur Motivation eingesetzt werden. Körperliche Anstrengungen werden mitunter bei der Anwesenheit des Therapiebegleithundes nicht als solche empfunden.

Im Senioren- und Pflegebereich bringt der Besuch des Therapiebegleithunde-Teams neben der Abwechslung jede Menge Anregung, Förderung der Motorik und Lebensfreunde und Gesprächsstoff für die nächsten Tage.

Der Einsatz von Hunden im Schwerstbehinderten Bereich muss gut durchdacht und geplant werden. Nicht jeder Hund, und auch nicht jeder Mensch, ist dafür geeignet. Ist das Verhalten des Klienten oder Patienten völlig unkalkulierbar, darf kein Einsatz mit dem Hund geplant werden. Geht kein Risiko vom Menschen für den Hund aus, können diese Sitzungen sehr bereichernd für alle Beteiligten sein.

Auch im Businessbereich können Hunde zur Unterstützung eingesetzt werden. Unternehmensberater/innen können Therapiebegleithunde unterstützen und begleiten.

Tiergestützte Intervention im echten Leben

Sind Mensch und Hund ein richtiges Team, d. h. sie nehmen die Bedürfnisse des anderen wahr und gehen darauf ein, reagieren auf kleinste Verhaltensänderungen, kommunizieren relativ reibungsfrei miteinander, finden außenstehende Menschen den Zweibeiner des Teams gleich sympathisch. Sie gestehen ihr oder ihm von vornherein Empathie zu, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Und wenn in der Ausbildung zum Therapiebegleithunde-Team gut darauf geachtet wurde, dass der Umgang mit dem Hund gewaltfrei ist und vor allem mögliche Abbruchsignale positiv und subtil trainiert wurden, überträgt sich diese freudige, friedliche Stimmung sofort auf alle Beteiligten. Ein kleines Beispiel dazu. In unserer Ausbildung erläutere ich, dass ein „Nein“ als Abbruchsignal im Einsatz nicht verwendet werden sollte. Wir arbeiten grundsätzlich nicht damit, oft sind die Hunde jedoch schon älter und trainierten in der Vergangenheit anders oder besuchten gar keine Hundeschule. Das Konzept, ein Verhalten nicht einfach mit einem „Nein“ zu unterbrechen, sondern andere Lösungsmöglichkeiten zu finden, müssen auch die Zweibeiner erst lernen. Dafür haben sie natürlich Zeit. Haben Sie das N-Wort in der Vergangenheit sehr oft angewandt, braucht das Umlernen länger. Der Einsatz wird so geplant, dass Mensch und Hund kein unerwünschtes Verhalten zeigen können. Wir verwenden keine Verbote dem Hund gegenüber, da es zu einer Stimmungsübertragung kommen kann. Eine positive Grundstimmung kann kippen. So ist es auch dem Frauchen eines Australian Shepherd rüden ergangen. Sie arbeitete als Sonderpädagogin an einer Inklusionsschule. Ihr rutschte im Einsatz ein einziges Mal ein Nein heraus. Den Rest der Sitzung wurde der Hund von einem Mädchen mit Trisomie 21 ständig getadelt. Solch eine Situation hält uns vor Augen, welch große Vorbildwirkung wir haben!

Weniger ist oft mehr! Einsätze dürfen nicht zu lange dauern. Sowohl eine Überforderung des Hundes, als auch der des Klienten oder Patienten soll vermieden werden. Dazu muss die Hundehalterin oder der Hundehalter die Vorzeichen bei Mensch und Hund gut beobachten und erkennen. Ein gutes Beispiel unserer jungen NANA im Pflegeheim. Sie will so sehr gefallen, dass diese zu Stress bei ihr führen kann. Ihr Frauchen arbeitet in der Pflegeleitung und gemeinsam betreuen sie demenzkranke Patientinnen. Anfangs dauerte ein Einsatz nur drei Minuten. Dem Hund beim Herumtragen des Stofftieres zusehen, ein paar Leckerchen vom Löffel geben und nicht selbst essen. Den Hund berühren. Das reicht fürs Erste und muss erstmal verarbeitet werden! Durch den achtsamen Umgang der Halterin konnten so die Konzentrationsfähigkeit und Wahrnehmung der Demenzpatientin erhöht werden. Die Einsätze dauern auch heute nur einige Minuten.

Auch in der Pädagogik sind Hunde wunderbare Helfer. Vom Kindergarten bis zur mittleren Reife werden sie sehr gerne für spezielle pädagogische, sozialintegrative Maßnahmen, zur Bewegungsförderung u.v.m. eingesetzt. Hunde können unterstützen, ein stressfreies Umfeld und damit eine gute Umgebung zum Lernen zu schaffen. Sie können in fast jede Form der Sozialarbeit integriert werden. Da sie zur Bewegung motivieren, können sie auch sehr gut zur Gesundheitsprävention eingesetzt werden. Und selbstverständlich sind Therapiebegleithunde aktive und lebendige Helfer, um Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, das Thema Tierschutz näherzubringen.

Ausblick – Tiergestützte Intervention in ein paar Jahren
Die bewusste, geplante tiergestützte Intervention ist noch sehr jung. Sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Praxis lernen wir die Möglichkeiten erst richtig kennen, müssen die Potenziale erforschen. Wir vereinen dabei viele Zweige der Human- und Pflegewissenschaften, Sozialarbeit, Pädagogik, Psychologie, Verhaltensbiologie und Anthrozoologie, die Wissenschaft rund um die Mensch-Tier-Beziehung.

Vielleicht interessieren Sie sich auf für ein Angebot eines Therapiebegleithunde-Teams oder wollen selbst als ein solches arbeiten? Informieren Sie sich und werden Sie aktiv! Jeder neue Einsatz und jedes neue Team trägt zur Weiterentwicklung des Berufsbildes, der Aufgaben und Möglichkeiten bei.